„Mein Papa sagt, ihr seid viel zu billig“, sagte der ungefähr zehnjährige Junge im Sommer diesen Jahres, als er sich bei uns am Kiosk 1975 eine Süßigkeitentüte zusammenstellen lies. Im Schwimmbad koste die große Kette mit den kleinen bunten Candys einen Euro, bei euch nur 20 Cent, sagt er noch. Und bringt damit einen wesentlichen Baustein unseres sozio-kulturellen Kiosk ganz gut auf den Punkt.
Wir wollen, dass alle Menschen – egal ob mit großem oder kleinen Geldbeutel – bei uns am Kiosk 1975 teilhaben können. Viele Kids im Quartier bekommen kein Taschengeld oder stehen mit vielen kleinen Cent-Münzen da. Durch unsere niedrigen Preise bekommt man schon für einen Euro ein stattliches Tütchen voller Süßkram. Vielen Erwachsenen reichen schon 50 Cent, um ihren Heißhunger auf Süßes erfolgreich zu befriedigen.
Während man im Café am Luisenplatz mittlerweile für eine kleine Tasse Kaffee 3,50 Euro zahlen muss, bekommt man bei uns einen Porzellan-Becher mit fair gehandelten Bio-Kaffee von Gepa für 2,- Euro. Das große Stück Bio-Zwiebelkuchen kostet 2,50 Euro. Das Schokokuss-Brötchen 1,50 Euro. Auch mit kleinem Geldbeutel kann man bei uns eine gute Zeit verbringen, das ist für uns ein kleines bißchen Solidarität im Alltag.

Möglich gemacht wird dies vor allem durch das großartige ehrenamtliche Engagement des Kiosk-Team, dem es ein persönliches Anliegen ist, diesen kleinen sozialen Ort immer wieder mit Leben zu füllen. Möglich gemacht wird dies auch durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt, die uns den Kiosk kostenfrei verpachtet. Mit der Auflage, dass wir für den Unterhalt des Gebäudes sorgen. Das kostet uns zwischen 3.500 bis 5.000,- Euro im Jahr.
Daher sind wir darauf angewiesen, auch ein wenig Gewinn zu machen, damit wir beispielsweise neue Bierbänke und Biertische für die nächste Saison finanzieren können. Die kaufen wir übrigens nur in einer Werkstatt aus Bayern, in der Menschen mit Beeinträchtigung beschäftigt werden. Die Getränke, an denen wir diesen Gewinn erwirtschaften, sind vor allem der Aperol Spritz im Sommer und unser Bio-Glühwein im Winter. Hier verdienen wir u.a. das Geld, damit es den Kiosk auch in den nächsten Jahren gibt.
Damit auch zukünftig die Kids aus dem Quartier sagen können: „Mein Papa sagt, ihr seid viel zu billig“.
Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.
